BEYONDAls ich nach meiner Rückkehr aus London die Wohnungstür öffnen wollte stand da ein kleines Päckchen vor der Tür. Inhalt unter Anderem:
BEYOND!Im Prinzip zu spät, da ich mir die CD natürlich in London bereits direkt beim Anbieter gekauft hatte. Aber bislang wusste ich nicht, was nun wirklich drauf ist.
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Ich muss zugeben, dass meine Erwartungen, trotz großer Vorfreude, eher gering waren. Ich weiss, das klingt merkwürdig, kann ich aber erklären.
Alle Lieder, außer
In Paradisum, wurden schon auf anderen CDs veröffentlicht. Gut, sie wurden noch einmal neu aufgenommen und teilweise etwas oder auch umfangreicher verändert. Das einzig wirklich neue Lied wurde bereits zuvor in Form des Videos veröffentlicht und andere neue Variationen bekannter Lieder wurden auf schon live vorgetragen. Dazu kommen zwei Lieder, die gerade erst auf dem Album Hope zu hören waren, nun noch einmal aufgewärmt. Und natürlich hatte ich auch schon bei itunes reingehört. Ich freute mich nun also darauf, diese Lieder in einem Stück hören zu können, in Studioqualität, aber ohne große Erwartungen.
Um so größer war meine Überraschung, als ich bemerkte, dass diese CD alles andere als ein neuer Aufguss alter Lieder ist. Jedes Lied, auch wenn es mir noch so bekannt erscheint, zieht mich neu in seinen Bann. Jedes Lied erscheint mir neu zu sein, aber wie kann das sein?
Die Erklärung erscheint mir in der Präsentation der Musik zu liegen. Noch nie hatte ich das Gefühl näher an den Stimmen zu sein, die Stimmen natürlicher zu hören, ohne dabei das Gefühl zu bekommen, dass eine Gewisse Nachbearbeitung hätte erfolgen müssen. Es ist keine Live-CD und trotzdem stehen Chor und Solisten bildlich vor einem und auch die verschiedenen Gruppierungen hört man gut heraus.
Die CD beginnt mit Caccinis
Ave Maria, welches auf
Luminosa und
New Dawn bereits zwei Mal veröffentlicht wurde.
Gabriel Collins als Solist war eine sehr gute Wahl. Seine Stimme ist schon etwas tiefer, schafft aber immer noch die höchste Tonhöhen.
In Paradisum war durch das Video bereits vorher bekannt, klingt für mich auf der CD aber gleich noch einmal etwas direkter. Vielleicht, weil die Musik nun unkomprimiert zu hören ist. Die teilweise schon extremen Höhen in
Roccos Gesang wirken nie störend und harmonisieren wunderbar mit dem Instrumental. Bei den intensiveren Stellen sind die Übergänge überraschenderweise weicher, als ich sie im Video wahrgenommen habe.
Salve Regina ist von
Hope übernommen, wird in der Anfangsstrophe nun jedoch von
Rocco gesungen, anstatt vom ganzen Chor. Dieser kommt dann ab der zweiten Strophe zum Einsatz. Der Soloeinsatz zu Beginn gibt dem Lied noch einmal einen kleinen Kontrast und und lässt das Ende des Liedes logischer erscheinen.
Der Beginn des
Sanctus ist bei den meisten Versionen eine kritische Stelle. Wer es nicht kennt ist leicht geneigt den Lautstärkeregler etwas runterzudrehen. Dies sollte man jedoch nicht tun, denn danach wird es einfach nur schön. Der Aufbau des Liedes ist anders als in vorangegangenen Versionen, auch wenn alle einzelnen Elemente bereits in irgendeiner Form bekannte waren. Außer, dass nun eine Melodie in Worte gefasst wurde. Das
Sanctus II (Luminosa) enthält gegen Ende eine gesungene Melodie, die ich zu den schönsten bislang gehörten Melodien zähle. Diese Melodie hat Robert Prizeman nun mit einem Text versehen und an zentraler Stelle im Sanctus eingebaut. Außerdem bildet sie den Abschluss des Liedes.
Das
Ave Maria von
Robert Prizeman beginnt bereits mit einer unheimlich harmonischen instrumentalen Einleitung. Bereits nach den ersten Tönen ist klar, hier erklingt ein Meisterwerk.
Merlin Brouwer als Solist dürfte so ziemlich eine perfekte Besetzung sein. Auch wenn in den höheren Tonlagen die Stabilität der Töne nicht hundertprozentig gegeben ist. Mit Einsatz des Chores gleitet das Ave Maria dann sanft dahin.
Okay, das
Lacrymosa ist durchaus etwas gewöhnungsbedürftig. Nicht unbedingt durch die von
Leo Barron gesungene Melodie, als der Chor mit dem Gesang einsetzt, sondern durch die von
Alex Gula gesungene Solostimme. Beziehungsweise seinen Einsatz, bei dem ich die Worte einfach nicht verstehen. Denn seine leicht mystisch angehauchte Stimme passt ansonsten sehr gut zu diesem Lied. Wie auch in vorangegangenen Versionen ist
Lacrymosa ein Verwirrspiel an Klängen, die aber am Ende im richtigen Moment zu einer abschließenden Einheit zusammenfinden.
Voca Me, der Klassiker in neuem Gewand. An manchen Stellen im Lied bin ich plötzlich überrascht, dass es anders weitergeht, als ich es gewohnt bin. Aber insgesamt auch in dieser Version sehr hörenswert und mit mit dem gewohnten und erwarteten Ende.
Man glaubt beim nächsten Lied nicht unbedingt, dass ein neunjähriger Knirps sich für den Solopart verantwortlich zeigt.
Daniel White singt
The Prayer, ein Lied, das ich untrennbar mit
Isaac London verbinde. Interessanterweise ist der Klang von Daniels Stimme in Teilen recht ähnlich. Aber Daniel verhindert bei den tieferen Noten ein abrutschen der Stimme, so dass es wesentlich sauberer und exakter klingt.
Wieder etwas mystisch wird es bei
Do not stand at my grave and weep, gesungen von
Gabriel Collins, dessen leicht gedämpfte Stimme wunderbar für dieses Lied geeignet ist.
Leo Barron hat sozusagen
Thomas Delgao-Little beerbt.
Benedictus Deus gibt es nun in einer Neuauflage mit neuem Solisten, aber ähnlichem Klang.
Leo schafft spielend die gleichen Tonhöhen, ist dabei etwas weniger Schrill, scheint aber die Töne auch irgend woanders herzuholen als Thomas.
Den Abschluss der CD bildet
Mother of God, ein Lied, das von Anfang bis zum Ende harmonisch zusammen von ganzen Chor gesungen wird. Sehr zurückhaltend ist hier das Instrumental, das so verhalten während der Gesangsparts im Hintergrund agiert, dass man das Gefühl bekommt, es gibt keines. Oder ist dieses sogar auch aus Stimmen gebildet? Ich kann es nicht sagen.
Neben dem Gesang ist bei LIBERA auch immer das echte Instrumental sehr wichtig. Und das passt auf der gesamten CD perfekt. Die Instrumente harmonisieren mit dem Gesang, sind nie zu aufdringlich, sie unterstützen die Stimmen für die perfekte Wirkung. Percussioninstrumente kommen auf der CD nicht zum Einsatz und so hat Beyond eine insgesamt eher beruhigende Gesamtwirkung.
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