Nanu, was ist denn hier los?
Mawi?
Manuel?
Hallooooho!
Ich dachte, ich müsste mich heimlich hier reinschleichen, fix den Konzertbericht deponieren und wegrennen, weil ich zwar den englischen Bericht längst geschrieben habe, es aber mit der deutschen Fassung so fürchterlich lang gedauert hat.
Und jetzt stelle ich fest, dass ich die Erste bin?!? Das gibt's doch nicht! Ok ok, ihr habt dafür über Ely geschrieben, und bei mir wird Ely gleich nur am Rande mitbehandelt. Ja, in der Tat war ich leider wieder lang abwesend und habe daher auch eure Ely-Berichte noch gar nicht gelesen.
Dann werde ich jetzt zumindest für Brighton/Chichester den Weg bereiten. Dieser Bericht ist mehr oder weniger eine Übertragung meines englischen Reviews. Bitte ihn daher so zu lesen, als wäre das Konzert erst eine Woche her.

Vorab die Liste der Sänger, wie sie im Programmheft erscheinen:
- Cory Agyei
- Hal Avery
- Ethan Barron
- Luke Batteson Dalpiaz
- Orlando Benedict
- Cameron Birmingham
- Luca Brugnoli
- Dominik Clarke (Backrow)
- Leon Clarke
- Laurence Davey
- John Gardner (Backrow)
- Mitchel Guy
- Oskar Hanstveit
- Julian Heitmann
- Joseph Hill
- Frederick Howarth
- Ethan Hutchinson
- Ludwik Kowalczyk
- Alexandre Menuet (Backrow)
- Mathias Montoro (Backrow)
- Frederick Mushrafi
- Thomas Mushrafi
- Lewis Quinn
- Thomas Sandoval Herrera
- Koji Shinokubo
- Nathan Slater
- Jack Spicha
- Laurence Taylor (Backrow)
- Pietro Vergani
- Samuel Whaley
- Daniel White
- Victor Wiggin
- Morgan Wiltshire
Das Verfassen von Konzertberichten ist dieses Jahr etwas schwierig.

Der vorige war ein 2-in-1-Bericht von Konzert und Album, der jetzige behandelt zwei, zum Teil sogar drei Konzerte, weil ich für einen Bericht über Ely im Mai keine Zeit gefunden hatte. Das sollte aber jetzt nicht schon wieder passieren, und über Dezember wollen wir jetzt noch nicht reden. Nun also los!
In Brighton war mir von nahezu höchster Stelle bedeutet worden, dass ein Miterleben des Soundchecks für das niedere Fußvolk (nein-nein, so drücke nur ich mich grade aus) nicht möglich sei. Und so kam es, dass sich lediglich ein unerschütterlich hoffnungsvolles Grüppchen von vier Fans im Vorraum zur Kirche einfand, was räumlich gesehen totaler Luxus war, ganz im Gegensatz zu dem Sardinenbüchsengefühl 2018, das uns der unaufhörlich strömende Regen damals eingebracht hatte. Dann und wann kamen Touristen herein und linsten neugierig durch die Glastür, die uns von Libera trennte, und selbstverständlich nutzten wir die Gelegenheit für Konzertwerbung. Ob tatsächlich jemand daraufhin abends zum Konzert erschien, kann ich nicht sagen, aber einige zeigten sich schon sehr interessiert und dankbar für die Info, deswegen … vielleicht ...

In Chichester war der Soundcheck öffentlich. Währenddessen kam unter den dezent im Hintergrund versammelten Zuhörern für ungefähr zehn Sekunden das Gerücht auf, Daniel Catalogna sei zurück. Juhu! Daraufhin änderte ich innerlich sofort das Konzertprogramm:
Angele Dei schob ich rein und
Orinoco raus, da ich finde, dass man auf diesen Song am leichtesten verzichten kann. Aber ach, es blieb ein Gerücht. Daniel C. hat Libera verlassen, und das bedaure ich außerordentlich, weil ich nach seinem vielversprechenden Start 2019 und der weiteren Entwicklung bis hin zum Ely-Konzert so neugierig war, wie es wohl mit ihm bei Libera weitergehen würde.
Abgesehen von meiner persönlichen Begeisterung für Soundchecks einschließlich Einsingübungen sollten sie unbedingt für die Öffentlichkeit zugänglich gehalten werden, weil es kein besseres Marketing für Libera gibt, wenn noch Tickets vorhanden sind. Sie singen ja in diesen Soundchecks große Teile ihrer Lieder; nicht selten einige davon sogar vollständig. Die anwesenden Libera-Fans sind ihnen so weit bekannt, und sie fühlen sich hoffentlich nicht durch uns beeinträchtigt. Und die anderen Kirchenbesucher, denen Libera bislang kein Begriff war, könnten auf die Art versucht sein, ihre Abendpläne zu überdenken und zum Konzert zu kommen. Libera kann also nur gewinnen!
Im Gegensatz zu anderen kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen, dass mir die Akustik in Chichester besser gefiel als in Brighton, weil beide Kirchen sich gut für Liberas Sound eignen. Allerdings hörten wir in Chichester bessere Soli. Kam das durch die ruhigere Stimmung der Jungen, weil sie vom Vorabend her noch ein bisschen müde waren? Oder hatten sie, wiederum durch das erste Konzert, an Selbstvertrauen zugelegt, weil sie so erfolgreich gewesen waren? Vermutlich beides. Für die neueren Sänger war es sicher gut, zwei direkt aufeinanderfolgende Konzerte aufzuführen. Wie wohl ein drittes Konzert gewesen wäre? Wahrscheinlich unerträglich perfekt.

Jedenfalls ist mein Ranking wie folgt: Die zweite Hälfte des ersten Abend war besser als die erste, und Chichester war besser als Brighton.
Nicht so glücklich war ich in Chichester mit den Lautstärken bei den Vokalisen: Manche klangen mir zu leise und gingen daher an einigen Stellen praktisch in den Chorstimmen unter. Schade.
In Brighton war ein kleiner Sänger das ganze Konzert über beschäftigt. Nicht nur mit Singen, oh nein. In einem Libera-Konzert ist ja noch viel mehr los. Er musste überprüfen, ob er an der richtigen Stelle stand - und ob er
wirklich an der richtigen Stelle stand. In so einem Konzert muss ja alles seine Ordnung haben. Wo stehe ich, wo stehen die anderen, bin ich genau in der Linie, passt noch alles, und hier läuft ja so einiges, was macht denn das Licht da oben grade, ich trage eine weiße Robe. Es war sehr schnuckelig.
Hingerissen war ich,
Vespera,
Salva,
Voca Me,
Libera und
Lux Aeterna in ein und demselben Konzert zu hören! Meinetwegen kann es gerne so bleiben. Und meine Wochenend-Top-3 waren
Lux Aeterna,
Voca Me,
I am the Day.
Vespera Wie ich dieses Lied liebe! Zunächst der gregorianische Hymnus „Te lucis ante terminum“, noch ganz mystisch und entfernt. Anschließend dann die kurzen instrumentalen Akkorde, die das Lied näher zu uns heranholen und, indem sie nun ein Metrum vorgeben, es sozusagen geordnete Bahnen bringen, bevor es mit dem Gesang losgeht. An dieser Stelle tritt die Wirkung, die das Lied nie bei mir verfehlt, bereits ein: Diese Harmonien der Holzbläser, insbesondere der Klarinettenklang, erfüllen mich jedesmal mit einem intensiv freundlichen, hellen und behüteten Gefühl, und das bleibt so bis zum Schlusston. Ich bin Robert unendlich dankbar dafür, dass er uns mit dieser Komposition beschenkt hat.
Der stimmlich immer verlässliche Hauptsolist Luca sang ein glasklares Solo und bildete mit dem Solisten der Vokalisen, Nathan, ein wunderbares Team. Tatsächlich fiel mir grade in Chichesters Soundcheck aus der letzten Reihe heraus auf, wie besonders gut ihre Stimmen harmonieren.
Nathans Stimme ist nicht nur sehr schön, sondern auch leicht und beweglich, sodass er seine Parts mühelos bewältigte. Eines Tages, davon bin ich überzeugt, wird man ihm die sehr anspruchsvollen Vokalisen in
Voca Me, die eine solch schlanke, flexible Stimme erfordern, anvertrauen können. Ich bin sofort ein Fan von Nathans Stimme geworden und freue mich auf seine Zukunft.
Vespera war – um mit Libera zu sprechen: „unsurprisingly“ – ein uneingeschränkter Genuss und verursachte schon allein, weil es solche Wellnessmusik für mich ist, Gänsehaut. Nuuur … dessen Platzierung im Konzertprogramm.

Wie die vorangegangenen Konzerte eröffnete es auch dieses, und danach verbringt man das gesamte restliche Konzert ohne
Vespera. Das geht doch auch besser? Vielleicht bin ich allein mit dem Wunsch, aber lieber wäre mir ein anderes, weniger „wichtiges“ Lied als Opener, um so ein Juwel noch ein Weilchen aufzuschieben und die Vorfreude zu verlängern.
Sanctus Sanctus ist halt
Sanctus.
Let Me Make Songs … würde meiner Meinung nach besser als Eröffnungslied taugen: eine Ankündigung dessen, was im Konzert folgen wird, mit seiner energiegeladenen, gefühlsbetonten Musik, noch einmal verstärkt durch den besonderen Charakter des Hornklangs. Auch wenn die Komposition an sich nicht die interessanteste ist, zu vorhersehbar ist ihr melodischer und harmonischer Verlauf, packt das Arrangement mich doch jedesmal. Das Laute, die Kraft, die hier zum Ausdruck kommt, ebenso jedoch der Part, wo die Musik leise, die Atmosphäre intimer wird bis hin zu den tief bewegenden Worten „and girdle the world with peace“. Gänsehaut!
Und noch mehr Gänsehaut gab es in Chichester, als die Jungen während des Singens alle in dieselbe Richtung sahen – ein emphatisches Bekenntnis ihrer Zusammengehörigkeit als Chor und des gleichen Ziels.
LighthouseEs war die Überraschung des Abends, eine Komposition von Josh Madine! ich verfolge seine musikalischen Aktivitäten schon seit einer ganzen Weile. Sein Stil gefällt mir, wenn er sich auch gerne ein wenig wiederholt. Wie es sich für ein Stück aus der Feder des Libera-Pianisten schickt, begann es mit Klavierklängen, und dann hörten wir ein Werk aus ganz verschiedenen Teilen, die jedoch ein stimmiges Ganzes ergaben. Es begann mit einem von Luca gesungenen Solo mit Klavierbegleitung, und bereits hier schien definitiv Josh durch: schwereloser, sanft-jazziger harmonischer Verlauf und plötzlich durch einen Vorhalt ein sehr netter kleiner Schwenk in Lucas Melodie.
Ich weiß noch, wie sehr dieser Song mich entspannte. Die interessanten, wiegenden Harmonien waren so schön, und jeweils zu den Worten „to the one who’s always there“ fand das Stück zu einem Ruhepunkt. Sehr durchdacht gesetzt. Dies war der einzige Text, den ich bewusst aufnahm. Ansonsten versank ich in dieser Musik, die später noch etwas mehr in Latin Jazz überging, eine Musikrichtung, die ich wegen des erwähnten entspannten Gefühls, das sie unweigerlich mit sich bringt, seit langer Zeit sehr gern höre.
Im späteren Verlauf gab es ein Doppelduett, das von überkreuz stehenden Duettpartnern aufgeführt wurde. In Brighton war es besonders raffiniert, weil alle vier Solisten vorn in einer Linie standen und man daher erst mal herausfinden musste, wer denn mit wem sang. In Chichester dagegen standen sie zwar ebenfalls überkreuz, aber aus Platzgründen in zwei Reihen. Das machte es für das Publikum offensichtlicher, aber die Brighton-Variante machte mehr Spaß.
Die Reihenfolge in der Aufstellung lautete Victor – Daniel – Luca – Morgan. Demnach sang Victor mit Luca, dann Daniel mit Morgan, danach noch einmal von vorn. Tolle Idee! Wenn ich mich recht erinnere, endete das Lied a cappella nur mit diesen vier Solostimmen auf einem sehr lang gehaltenen Akkord.
Alles in allem ist
Lighthouse nicht wirklich Liberas, allerdings sehr stark Joshs Stil. Libera sollte solche Musik ruhig auch singen, und ich hätte das Lied nicht missen wollen, aber die Betonung liegt auf „auch“. Denn meiner Meinung nach sollte diese Stilrichtung, so sehr ich sie liebe, in ihrem Repertoire grundsätzlich keinen zu großen Raum einnehmen. Für die jetzigen Konzerte war es aber ein klarer Gewinn und darf gerne vorläufig im Programm bleiben. Sicherlich werden wir es auf dem angekündigten Album wiederfinden.
If If ist und bleibt unwiderstehlich. Die höheren Parts, bei denen Daniel in früheren Konzerten schon mal etwas gepresst klang, meisterte er jetzt mit gut kontrollierter Stimmführung. Ich habe den Eindruck, dass er bei dem Lied selbst recht emotional wird. Dann noch dieses extralange Solo, vielleicht auch der Stimmwechsel in Sicht: All das macht
If zu einer Herausforderung, und ich bewundere Daniel dafür und für seine jedesmal anrührende Interpretation.
Ausgesprochen stark spürte ich dieses Mal das geradezu insistierende Metrum, das ein expliziter Teil des instrumentalen Arrangements ist und das ich im
if-CD-Bericht als menschlichen Herzschlag/Puls interpretiert habe. War dies in der ersten Strophe noch relativ zurückhaltend, drängte es sich ab der zweiten Strophe ins Bewusstsein, markierte beharrlich diesen Beat auf dem Weg durch das Lied oder – durch das Leben. Von meinem Platz aus konnte ich hierbei vor allem das Klavier hören. Das war sehr eindringlich und hallte noch lange in mir nach. Tatsächlich kam es mir wie eine Ermutigung vor, unser Leben lang unermüdlich danach zu streben, was wirklich zählt, wie Liebe, Frieden untereinander, Toleranz, Freundlichkeit und dergleichen mehr.
SalvaUnd schon wieder haben sie an Titelbezeichnungen herumgeschraubt. Es reicht jetzt nur noch für
Salva, mit „Me“ war es doch arg lang.
Dieses Lied zählt zu den besten in jedem Konzert und gehört auch zu meinen Top-Lieblingsliedern. Ich bin sehr zufrieden, dass es wieder ins Programm zurückgefunden hat. Ein Libera-Konzert ohne
Salva ist doch kein Libera-Konzert! Also wurde es einsichtig wieder ins Programm gepackt, bevor Manuel zu seinem ersten Konzert nach Ely kam. Danke, Manuel.
Joseph sang fantastische Salvas, seine Stimme ist toll! Einmal sank er nach seinem “Salva” ins Land der Träume und sang zusammen mit dem Chor ganz normal die Strophe weiter. Dann fiel im plötzlich auf, dass er ja eigentlich Pause hatte. Also ging der Mund zu und rechtzeitig zu seinem nächsten „Salva“ wieder auf.
Salva war einer der Songs, bei denen die hohen Töne in Chichester nicht laut genug waren, um sich ausreichend vom Chorklang abzuheben.
Sing For Ever ... hatte es bis Mai nie sehr gut bei mir, aber im Ely-Konzert war es eines der Highlights! Wie viel eine Live-Aufführung doch ausmachen kann! Wobei es in Ely entspannter wirkte als später in Brighton und Chichester.
Joseph und Nathan, beide wie schon gemeldet sehr gute Solisten mit schönen Stimmen, teilten sich die Solostellen. Während sie in Brighton ein bisschen zu kämpfen hatten, war das in Chichester vom Tisch. Gerade Josephs Stimme war bei dessen zweitem Einsatz so kräftig, stabil und klar, dass ich kaum meinen Ohren traute, was da an Stimme aus einem 9-jährigen Kind kam. Nathan wiederum höre ich zwar mit jedem Solo gern, aber anscheinend fühlt er sich solistisch weniger in den „normalen“ Melodien – wie hier – als in den Vokalisen heimisch. Die sind sein Ding! Definitiv waren es sehr gelungene Soli mit einem glänzenden Chor.
Always With YouDas führende Solo gehörte Morgan. Seine träumerisch-sanfte Stimme passte hier ausgezeichnet. Er und die Flöte, die im zweiten Teil dazu kam, ergänzten sich gegenseitig melodisch und harmonierten wunderbar im Klangcharakter.
Und dann überraschte mich Thomas M. in Brighton durch seinen originellen Umgang mit den Vokalisen am Ende der ersten Strophe Während man anfangs nichts Ungewöhnliches vernahm, warf er die Töne am Ende wie kleine Bälle in die Höhe. Das klang sehr eigenartig und süß.

In Chichester war es ähnlich, aber schwächer.
Bei der Wiederholung sang Joseph die Vokalisen, und da der Chor sich dabei auf der Bühne fortbewegt, musste er sie singen, während er selbst unterwegs war. Das ging ganz unaufgeregt mit jedesmal präzise gebrachter Vokalise. Er ist schon richtig routiniert.
Stay With MeErneut waren die Soloparts aufgeteilt, diesmal zwischen Thomas M. und Luke; zuerst wurde abwechselnd, dann unisono gesungen. Die in diesem Lied sehr langen Vokalisen hatte Laurence D. übernommen, und sie waren exzellent! Alle drei Solisten waren in Brighton schon gut und steigerten sich noch einmal in Chichester.
Voca Me Zu Beginn des Liedes waren die Sänger in unterschiedliche Richtungen sehend auf der Bühne angeordnet, was die Musik des Intros mit ihren ständig wechselnden und dabei ineinander verzahnten Harmonien perfekt abbildet.
Voca Me ist immer noch mein 1a-Libera-Lieblingslied. Es ist ungemein fesselnd, oder soll ich es hypnotisierend nennen! Über die Wiederaufnahme war ich richtig glücklich, wenn mir auch die ursprüngliche zweisprachige Fassung doch lieber ist als die heutige allein lateinische. Denn der starke rhythmische Impuls, der anhand des englischen Textes bei Version 1 in der ersten Strophe gesetzt wird, fehlt in Version 2, da sich mit dem Wechsel der Sprache zwangsläufig auch der Rhythmus änderte. Es mag minimal sein, macht aber einen Unterschied. Das ist vielleicht das einzige Mal, dass ich Roberts Motive nicht nachvollziehen kann. M. E. verliert
Voca Me hier etwas. Trotzdem möchte ich es natürlich niemals im Konzertprogramm missen.

Im Übrigen könnte Libera es mit aller Berechtigung jedesmal in voller Länge statt gekürzt singen, denn wenn es gegen Ende auf den Höhepunkt zugeht, hätten sie damit mehr Raum, die in dem Stück so wichtige Spannung aufzubauen. Dieser Höhepunkt war in Brighton und Chichester dermaßen laut, dass es mich unwillkürlich zum Schmunzeln brachte. Die Dramatik war wirklich mit Elan umgesetzt. Bravo, Jungs!
Lucas Vokalisen haben mich in Chichester eher überzeugt. In Brighton klangen sie mir zu gewichtig. Da ich das Lied als solches einerseits und die Vokalisen andererseits als kontrastierend empfinde, hätte ich mir einen entfernteren, feineren Klang von Luca gewünscht. um sie besser von dem restlichen Geschehen in dem Lied abzugrenzen. Ich könnte aber auch verstehen, wenn andere es genau umgekehrt sehen. In Chichester brachte Luca die Vokalisen gestochen scharf und schlanker als in Brighton, womit er sicher zur besagten Dramatik beitrug.
Der Chorklang war bei diesem Lied in beiden Konzerten extrem transparent. Erstklassiger Auftritt!
Libera Noch einer meiner immerwährenden Favoriten, hier mit faszinierender Beleuchtung, die den Bereich bis weit hinter dem Chor anstrahlte und dem Lied eindrucksvolle Tiefe verlieh. Doch bevor es begann, präsentierten sie den zwar kurzen, aber doch besten nicht-gesungenen Programmpunkt eines Libera-Konzerts, den man sich vorstellen kann: Anhand eines kurzen Ausschnitts aus
Libera demonstrierte der Chor unter der Leitung eines jungen Nachwuchsdirigenten namens Daniel ein Libera-typisches Stilmerkmal, die „multipart harmonies“, hier ganze sieben Stimmen, indem Daniel die Sänger nacheinander einsetzen ließ, bis der Klang vollständig war. Ihm ist akkurates Dirigat zu bescheinigen, und die ganze Idee ist einfach super.

Erstmals durften wir das in Ely genießen; man sollte sich das wirklich nicht entgehen lassen.
- Pause - Lux Aeterna Mein Brighton-Platz direkt am Mittelgang hätte nicht besser sein können. Denn nach der Pause gingen die Jungs durch diesen Gang zur Bühne und sangen dabei die „In paradisum“-Einleitung zu
Lux Aeterna. So konnte ich, sehr willkommen, ihre Stimmen beim Vorbeigehen unverstärkt hören.
Im nächsten Abschnitt, der auch noch zur Einleitung gehört, singt der Chor sich wiederholende, ineinanderfließende „lux aeterna“s, wobei sich die Spannung mehr und mehr aufbaut. Dann verklingen sie, und während ich noch die Unruhe in mir spürte, die von dieser Musik ausgegangen war, begann Morgan mit der ersten Strophe und wow: Sofort änderte sich das Wetter! Jegliche Schatten von vorher waren augenblicklich verschwunden, und es herrschte nur noch Licht! Der plötzliche Kontrast war schlicht frappierend! Morgan setzte mit so sanfter, unschuldig klingender Stimme ein (denn sie ist nach wie vor etwas kindlich), dass es sich wie spontane Erleichterung anfühlte: Alle Ungewissheit mit einem Schlag verschwunden, alles freundlich und wohlwollend. Besonders in Brighton hat mich das sehr beeindruckt.
Der Rest ist Geschichte:
Lux Aeterna ist einmal mehr Lichtbad-Musik wie auch
Angele Dei, mit emporschwebenden Harmonien, überall funkelnd wie Licht, das sich tausendfach in kristallklaren Wassertropfen bricht. Wunderschön und eine Wirkung, der man sich nicht entziehen kann.
In beiden Juli-Konzerten und auch im Mai fiel mir auf, dass nach
Lux Aeterna im Gegensatz zu fast allen anderen Liedern der Applaus verzögert einsetzte, zwar nur minimal, aber dennoch spürbar. Ich möchte das ja am liebsten als so starke Wirkung des Liedes auf das Publikums werten, dass es nicht imstande war, sofort zu klatschen, sondern diesen kurzen Moment der Ruhe noch brauchte. Aber vielleicht – und das ist der Schlusszeile geschuldet, bei der die Musik sich ganz in sich zurückzieht – war man schlicht nicht sicher, wo das Lied zu Ende ist.
Orinoco Nun ja. Ich habe hier einen ganzen Stapel an Liedvorschlägen, mit denen Libera
Orinoco im Konzert ersetzen könnte.
Ave Maria Die Entscheidung, das Solo mit Lewis, Daniel und Victor von gleich drei Solisten unisono singen zu lassen, bleibt mir ein Rätsel. Beim ersten Mal in St. John’s Smith Square 2021, das ich ja nur per Stream sehen konnte, schien es mir, als ob Lewis sich mit der Unterstützung wohler fühlte, aber jetzt … Ich kann es nicht nachvollziehen, da das Lied eine innig-zarte Melodieführung verlangt, die für mein Empfinden nur durch den Einsatz einer Einzelstimme erreicht werden kann. Die Solostellen würden mich weit mehr berühren, wenn Libera sich hier rückbesinnen würde. Die flehende Haltung des Liedes jedoch wurde sehr gut von Chor und Orchester vermittelt, und die Phrasierung im Chor war ebenfalls sehr einfühlsam. Besonders gefällt mir das Pizzicato der Streicher in
Ave Maria, es bringt das Grazile des Liedes perfekt zum Ausdruck.
Far AwayEin gefälliges Lied mit zugegeben sehr angenehmer Melodie und ebensolchem Arrangement, aber das war es eben auch schon. Ein paar mehr Ecken und Kanten, etwas, wo man einhaken kann, würden dem Lied guttun. Luca lieferte sein Solo routiniert ab.
Sacris SolemnisFreddie hat seinen ganz eigenen Gesangsstil, wobei weniger manchmal mehr wäre. Und dann machte ich in Brighton eine merkwürdige Erfahrung. Schon interessant, wie man immer wieder überrascht werden kann. Als Freddie begann, war ich erst mal damit beschäftigt herauszufinden, was ich da eigentlich hörte: ein starkes Vibrato? Oder eher ein Tremolo? Es klang so seltsam, und dann fiel mir auf, dass am Ende der Verse der Klang jeweils „wegschwebte“, geradezu gezogen wurde, als ob er im Raum verschwindet. Das faszinierte mich und passte zum Lied, das für mich selbst etwas Mysteriöses an sich hat, auch wenn Freddie vermutlich eher nicht darauf abzielte.
Nach seinem Anfangssolo reihte Freddie sich wieder in die Chorlinie ein. Von dieser Position aus sang er später auch sein finales „gaudia“ – und interessanterweise in einem gänzlich anderen Stil. Kein Vibrato, sondern ein gerader, starker, überzeugter Ton. Es klang wie ein Statement und richtig gut. Durch diesen ungewöhnlichen und unterschiedlichen Gesangsstil fand ich sein Solo diesmal sehr reizvoll, auch wenn ich sonst nicht Freddies größter Fan bin.
Das Stück an sich mag ich bekanntlich in der Libera-Version auch nicht sonderlich, aber Freddie sorgte in Brighton dafür, dass ich in Chichester darauf wartete. Ich wollte diesen Gesang noch einmal hören und war auch neugierig, ob ich ihn beim zweiten Mal genauso empfinden würde. In Chichester war Freddies erstes Solo jedoch „irdischer“. Ein Vibrato war zwar erkennbar, aber es klang anders, und die Töne schienen nicht in den Raum hinein- und weggezogen zu werden wie in Brighton.
BeatiEin weiterer Überraschungskomponist war Ex-Libera-Mitglied Raoul Neumann mit seinem Lied
Beati. Libera hatte vorher schon auf Twitter einen Probenschnipsel davon gepostet, der mich ehrlich gesagt nicht vom Hocker gerissen hatte, weil er mir zu poppig war. Ich habe ja ständig Angst, dass sie sich von ihrem ureigensten Stil entfernen. Allerdings hatte ich mir das Video nur ein einziges Mal angesehen, und aus einem Schnipsel kann man sich ohnehin kein fundiertes Urteil bilden. So vertraute ich darauf, dass mir das Lied schon gefallen würde, sobald ich es erst in voller Länge gehört hätte. Kein Wunder, dass das funktionierte.

Alle drei neuen Lieder sind wunderbar unterschiedlich. Darüber hinaus steht
Beati in einem federnden 6/8-Takt, was in Liberas Repertoire ziemlich ungewöhnlich ist. Insgesamt vereinigen sich hier lebhafter, moderner Stil einerseits und typische Libera-Harmonien andererseits. Die beiden Solisten Luke und Nathan starteten mit Echos, was mir immer gefällt. Und zu meiner großen Freude bekam in diesem Stück die Backrow mehr Raum für sich, sodass sie in dem Lied länger die ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich ziehen, was sehr verdient ist.
Was mich in diesen ersten Aufführungen am meisten ansprach, war die Choreografie. Passend zu den ständig wechselnden Harmonien und der lebhaften Stimmung des Liedes änderten auch die Jungs immer wieder ihre Formation: Sie traten zusammen, strebten auseinander, änderten Kleinigkeiten, bis sie ganz am Schluss alle zu einem engen, kompakten Rechteck in die Mitte kamen, um energisch die abschließenden Worte „integra est!“ zu singen. Schnelligkeit war hier gefragt, denn kurz zuvor hatten sie noch weit auseinander gestanden. Die Wirkung dieser Schlussgestaltung war unglaublich.
Come My WayDieser Song erlebte seine Uraufführung in Ely. Ich mag ihn sehr, wobei ich das etwas differenzieren muss. Von der Strophe bin ich nicht begeistert, denn sie erinnert mich zu sehr an den weichgespülten Musical-Stil langsamer Lieder. Ja, sie klingt angenehm, ist aber zu konventionell gestrickt. Der ganz andersartige Refrain hat mich dagegen sofort überzeugt. Der Übergang von Strophe zu Refrain deutet harmonisch bereits darauf hin, dass es jetzt interessant wird. Libera fand ich also im Refrain. Von der Hauptmelodie ausgehend, fächern sich andere Stimmen darunter nach unten auf. Das klang wunderschön! Dazu kommen weitere Stimmen mit einer regelmäßigen „Ah – ah – ah“-Begleitung, sehr attraktiv. Es gibt dem grundsätzlich ruhigen Lied einen groovigen Touch. Ein gelungenes Arrangement!
Daniel sang ein feinfühliges Solo. Den wichtigsten Job aber hat der Chor, weil dessen vielseitige, inspirierende Begleitung die Wirkung des Liedes erst ausmacht.
Come My Way gefiel mir in Ely genauso gut wie in Brighton und Chichester.
Die Ästhetik des LichtsAn dieser Stelle möchte ich einen kleinen Abstecher machen, um
Come My Way für ein dickes Kompliment an Luke Avery für seine grandiose Lichtregie zu nutzen! In Brighton war sie natürlich auch schön, das ist sie immer, aber da es sich in Chichester um eine Kathedrale handelte, befand sich dort auch ein wundervoller Lettner, dessen Bögen, zweireihig hintereinander angeordnet, die ideale Architektur für kreativste Lichtspiele bildeten. Und die gab es reichlich.
Man kann aber nicht nur wundervolle Bilder damit erzeugen, sondern vor allem auch den Raumeindruck erweitern und damit auch in besonders augenfälliger Weise die Aussage der einzelnen Lieder. Üblicherweise schätze ich die Beleuchtung zwar, sie wird mir aber oft nicht sehr bewusst. Diesmal jedoch zog sie mich ganz in ihren Bann, was sogar bis hin zu taktilen Empfindungen ging. So hatte ich z. B., wenn die Bögen rosa und deren Rahmen weiß gefärbt waren, das Gefühl, grade Himbeer-Vanille-Eiscreme oder eine kunstvoll gefertigten Torte zu essen. Ja, ich kann doch auch nix dafür … es ist Lukes Schuld.
Am meisten beeindruckte mich also ein Lichtspiel in Chichester während
Come My Way. Dort hängt hinten im Chorraum ein Kronleuchter, der so gezielt angestrahlt wurde, dass er blinkte und glitzerte, während er gleichzeitig von völliger Dunkelheit umgeben war. (Nebenbei bemerkt: In dem Lied werden Chimes eingesetzt, und gerade deren Klang am Schluss mit gleichzeitigem Blick auf den Kronleuchter war der Hammer; hier deckten sich Hören und Sehen perfekt.) Ich konnte meine Augen nicht abwenden, und es war wirklich wie ein leitendes Licht, das weiterlebt, egal wie dunkel das Leben auch sein mag, und deswegen gibt es auch keinen Grund, die Hoffnung aufzugeben, denn jenes Licht wird ewig bestehen. Es war mehr als passend für ein Lied mit dem Titel
Come My Way und diesem Text ---- tja, und dass im Liedtext, der sich im Programmheft findet, ein Komma zwischen „Come“ und „my way“ steht, entdeckte ich erst, während ich die englische Fassung dieses Berichts schrieb. Bis dahin hatte ich nicht erkannt, dass es um Jesus als Weg, Wahrheit und Leben geht.

Was natürlich schon einen Unterschied macht.

Ich hatte “Come my way” als Ermutigung von Gott interpretiert, ihm zu folgen. Aber vielleicht war das auch nur Denglisch.
Es ist aber auch egal: Das Licht, das da in der Dunkelheit ebenso schön wie deutlich betont wurde, passt zu beiden Alternativen.
Ich erinnere mich nicht mehr, ob diese Lichttechnik auch in anderen Stücken angewendet wurde. Ganz bestimmt aber war es nirgends ergreifender als hier.
Grateful Heart Den Titel hatte ich schon mal gelesen, aber das Stück ist mir nie bewusst untergekommen. War es immer schon ein reines Sololied? Der Chor stand mit gesenkten Köpfen auf der Bühne, und bis auf Daniel mit seiner äußerst zurückhaltenden Begleitstimme zu Lucas Solo konnte ich weiter niemanden singen hören bzw. sehen.
Während Luca hingebungsvoll sang, ging mir durch den Kopf, dass das Lied in seiner momentanen Situation wie für ihn geschrieben war. Denn wie könnte jemand, der mit einer so strahlenden Stimme und einer so großen Begabung ausgestattet wurde, nicht aus tiefstem Herzen dankbar sein! Er beendete das Lied mit einem enorm lang gehaltenen Ton!
Ich denke, dass es einen bestimmten Grund gab, Luca mit einem Sololied ins Programm zu nehmen, und dass dieses auch mit Bedacht gewählt war.
I am the Day Musikalisch ist
I am the Day sehr spannend: Es vereint unterschiedliche Stimmungen in sich, zunächst rätselhaft und neblig, dann hell, blüht auf und kehrt letztlich wieder zum Geheimnisvollen zurück. Ein ordentlicher dramaturgischer Aufbau.
Zu Beginn hielten auch hier alle Chorsänger ihre Köpfe gesenkt, während Morgan das Solo sang. Bei “I am the alpha and omega” kam dann mehr Bewegung auf: Chorgesang setzte ein, und die beteiligten Sänger hoben den Kopf. Bei „Illuminosa“ waren sie dann, passend zum Wort, alle präsent, und natürlich wurde dieses auch mit der entsprechend strahlenden Beleuchtung versehen. Der Chorklang war in diesem Lied zum Hineinlegen! Für die mysteriösen Flüsterstimmen waren Daniel, Victor und möglicherweise ein weiterer Junge zuständig.
I am the Day war eins der besten Lieder, in beiden Konzerten gleichermaßen überwältigend.
ZugabenSingDas ist das Lied, bei dem alle Anspannung von den Jungen abfällt und die ganze Libera-Truppe lächelt. Von diesem Lächeln würde ich gerne mehr schon in den vorhergehenden Liedern sehen. Während des Intros standen Morgan und Victor an der Frontseite der Bühne einander gegenüber und lachten sich die ganze Zeit an. Es war sehr nett, das zu sehen.
“Lililililibertate” (

) zu singen muss eine Herausforderung sein; man sah die Jungen mit Turbo-Mundbewegungen regelrecht arbeiten. Das sah zu komisch aus! Und Victor ist auch lustig: Zu einer neuen Position tanzt er eher, als dass er geht.
SmileSmile bescherte mir diesmal einen der kostbarsten Konzertmomente: Victor, dessen Markenzeichen dieses Stück immer gewesen war, und den Grund dafür kennen wir alle, stand mit Mitchel, einem Newbie, vor dem Chor. Ganz wie gewohnt fing Victor an zu singen, aber nach dem ersten Teil löste Mitchel ihn plötzlich ab, und Victor kam erst später zum Duett für die tiefe Stimme wieder dazu. Es war praktisch als Übergabe einer verantwortungsvollen Aufgabe durch den jahrelang zuständigen Solisten an die nächste Generation inszeniert. So eine zauberhafte Idee! Das hat mich sehr berührt.
Mitchel ist ein erstaunlicher Solist. Er singt sehr gut und lächelte in der Tat.

Damit scheinen sie den exakt richtigen Nachfolger für das Lied erwischt zu haben. Sein Gesangsstil gab
Smile bereits einen eigenen Charakter, er klingt interessant und schön, und Mitchels Stimme ist klar und deutlich.
Besonders in Chichester habe ich ihm gerne zugesehen, weil er so entspannt aussah, verträumt, völlig zufrieden. Ich denke mal, dass er am Vorabend jede Menge Komplimente eingeheimst hatte, sodass er sich heute einfach in die Musik fallen lassen und sie genießen konnte. Was für ein schönes Gefühl das für ihn gewesen sein muss!
Nach dem schwungvollen
Sing, das frenetisch beklatscht worden war, war das gedankenvolle
Smile genau das Richtige, um wieder Ruhe ins Publikum zu bringen. Auch damit es das Ende des Konzerts akzeptierte

und um es mit einem zufriedenen Lächeln im Gesicht nach Hause zu schicken.
Verschiedenes Die Positionierung der Orchestermitglieder in Ely, allesamt in einer Reihe vor und entlang der Bühne, hatte mich an Hühner auf der Stange denken lassen. Für mich kam das schon fast einer Degradierung zur bloßen Kulisse für den Chor gleich. Dabei tragen sie doch so wesentlich zum Ganzen bei! In Brighton hatte ich ein besseres Gefühl – mein Gedächtnis mag mich täuschen, aber m. E. war die Bühne in Ely höher, sodass man die Musiker schon aus dem Grund weniger im Blickfeld hatte. Und in Chichester war sowieso alles anders: Weil die Bühne dort so klein war, saß das Orchester blockweise an zwei Stellen.
Joseph: Den gesamten Brighton-Abend über erwischte ich ihn, wie er sich zur Musik bewegte, dezent zwar, aber er hätte zweifellos gerne mehr in der Richtung gemacht. Rhythmus hat er im Blut. Dass er sehr musikalisch ist, ist ja aus bekannten Gründen kein Wunder. Am folgenden Tag zählte er dann zu den Ruhigeren.

Morgan: Er scheint immer in sich zu ruhen. Es war so schön, wie er in
Lighthouse das Kleeblatt der super-erfahrenen Solisten Daniel, Luca und Victor zu einem vierblättrigen komplettierte. Auf ihn ist Verlass: Er scheint niemals nervös zu werden und kennt seine Aufgaben jederzeit. Ich kann mir gut vorstellen, dass er bald schon aktiv die Jüngeren anleitet.
Ethan H.: Er ist ein Newbie, und auch ihm habe ich sehr gern und viel beim Singen zugesehen. Er war hochkonzentriert und sang aus vollem Herzen! Er ist sichtlich sehr gern bei Libera!
Zu den Ansprachen: Ich liebe sie alle! Sie bilden auch einen wichtigen Teil in den Libera-Konzerten, kündigen die Lieder an, liefern vielfältige Infos und bringen uns zum Lachen, und sie werden ausgezeichnet von den Jungs vorgetragen. Auch gutes Sprechen ist eine Fähigkeit, die nicht selbstverständlich ist. Deswegen plädiere ich sehr dafür, dass die Moderatoren in den Konzertlisten der diversen Libera-Datenbanken ebenso erwähnt werden sollten wie die Solisten. Das verdienen sie einfach.
Lewis gelang das „If“-Wortspiel diesmal deutlich besser als in Ely. Er hob das Wort mehr heraus und machte eine kleine Pause, damit wir, das langsame Publikum, Zeit hatten zu begreifen und Lewis auch das angemessene Gelächter einstreichen konnte.
Obwohl Laurence D. bei seinen Ansagen auch schon mal stolperte, bleibt er doch mein Lieblingssprecher, weil seine Sprechstimme in jeder Hinsicht meinen Ohren schmeichelt, in Lage, Klang, Sprachmelodie und Tempo, und so freue ich mich immer schon, wenn er sich für die nächste Moderation bereit macht.
Ein weiteres Highlight in allen drei Ely-Brighton-Chichester-Konzerten war Daniels Ankündigung des folgenden Liedes, das da – o glücklicher Zufall! -
Libera lautete, „just in case you’ve forgotten who we are.“ Ja. Das ist immer eine Sorge: Im Libera-Konzert zu sitzen und keinen Schimmer zu haben, wer denn all die Leute auf der Bühne sind.

Danke dir vielmals, Daniel, dass du dich der Sache angenommen hast!

Besonders in Ely kam dieser Spruch derart beiläufig, dass ich mich streng zur Ordnung rufen musste, nicht weiter daran zu denken, um nicht einen öffentlichen Lachanfall zu bekommen und solch bedeutsames Lied zu stören.
Thomas SH hatte dann die undankbare Aufgabe, das Publikum über das bevorstehende Konzertende in Kenntnis zu setzen. Unser Leid wurde allerdings dadurch gemildert, dass Libera gleich zwei (!) Zugaben spendierte! Während wir in Brighton noch ganz überrascht waren, hatten wir uns in Chichester bereits an den neuen Stil gewöhnt. In Köln heißt es: „Beim ersten Mal probiert man es, beim zweiten Mal ist es Tradition und beim dritten Mal Brauchtum.“ Deswegen muss es von jetzt an so bleiben, Punkt.

Trotzdem, Publikum, freu dich nicht zu früh: Zwei Zugaben heißt drei Standing Ovations; es sehe also jeder zu, rechtzeitig zum Libera-Konzert top durchtrainiert zu sein.
In einer der Ansprachen verrieten sie, dass ein neues Album unterwegs sei, das 2023 veröffentlicht werde, mit „lots of compositions by Libera members“. Es ist ebenso fantastisch wie beruhigend, dass Libera nicht nur über einen großen Fundus an guten Sängern, sondern offensichtlich auch an eigenen Komponisten verfügt, die dem Chor in Zukunft genügend musikalisches Futter bereitstellen können. Ich wünsche mir ja von ganzem Herzen eine Aufnahme von Ben Crawleys (jetzt Ben See) phänomenalem
Touch the Sky ins Konzertrepertoire. Ich bin fest überzeugt, dass sie in der Lage sind, es live zu singen. Und ganz grundsätzlich glimmt in mir ein Hoffnungsschimmer, dass sich Ben See unter den Komponisten für kommende Alben befinden wird.
Auch Moose verdient Lob! Er hat sich karrieremäßig nämlich ganz nett weiterentwickelt, indem er vom Chor-Maskottchen und meistgereisten Elch der Welt zu Liberas Executive Producer avanciert ist! Das verdient Respekt. Unter der professionellen Leitung von Moose kann mit dem neuen Album gar nichts schiefgehen.
In diesen Konzerten wurden einige kleine, aber feine Anpassungen an bislang bestehenden Gewohnheiten vorgenommen – nicht radikal, nur behutsam an der einen oder anderen Stelle, z. B. die zweite Zugabe oder die Art, wie ein Solo an den Nachfolger weitergereicht wurde. Sie versuchen sich also an neuen Ideen und weiteren musikalischen Stilrichtungen. Das geschieht auch, wie ja ihr Name „Libera“ unterstreicht, mit Fug und Recht. Mögen sie jedoch bitte niemals ihre Alleinstellungsmerkmale preisgeben, die Koji glücklicherweise in einer der Reden auch als solche auflistet.
Beide Konzerte waren wunderschön. Besonders begeistert hat mich einmal mehr die Hingabe, die wirklich alle, die Chormitglieder, das Orchester, die beiden musikalischen Leiter, der Stab, in Libera investieren. So sehr man jedesmal das Konzertende bedauert, so schön ist aber auch das Gefühl, mit dem man es verlässt, so positiv und gleichermaßen entspannt und angeregt. Danke an Libera & Co.!

Robert wäre sicher unaussprechlich stolz und glücklich, hätte er nur dabei sein können. In meinen Gedanken war er es.